Donnerstag, 16. Oktober 2014

Aus gegebenem Anlass


Gerade in diesen Tagen sind sie wieder unterwegs – Die Sonntagsredner mit ihren leeren Phrasen und Worthülsen.
Ausgerechnet dieser Bundespräsident  stößt in diesem Herbst die Diskussion an, ob die DDR ein Unrechtsstaat war oder nicht.
Man möge mir verzeihen, doch diese Diskussion kommt genau 25 Jahre zu spät. Eine solche Frage erst heute aufzuwerfen und zu diskutieren halte ich lediglich für hirnrissige Flatulenzen einiger Möchtegernhistoriker, die sich einen Platz in den Geschichtsbüchern oder wenigstens unter den Sonntagsrednern ergattern wollen.
Herr Gauck sollte das eigentlich besser wissen. Diese Diskussion hätte zwischen Mauerfall und dem Beitritt der ostdeutschen Länder zum Bundesgebiet (von Deutscher Einheit kann und will ich an dieser Stelle nicht sprechen) stattfinden müssen. Ich habe eine öffentliche, ehrliche ergebnisorientierte Diskussion zum Thema DDR Vergangenheit in den Neunzigern immer wieder in Briefen gefordert. Doch eine solche Diskussion war zu dieser Zeit alles andere als erwünscht.
Die Einen waren damit beschäftig die Werte, die es in der DDR durchaus gab, möglichst gewinnbringend in ihren Besitz zu bringen, die anderen suchten Wege ihre Werte aus ihrer DDR Funktionärszeit  möglichst schadlos über die Wende zu befördern. Da hätte die Schuld und Sühne, Täter und Opfer - Diskussion nur den gewinnbringenden Ablauf gestört.
business as usual
So sah der sogenannte Einigungsvertrag dann auch aus.
Die Täter des DDR-Unrechtsstaats durften sich nun erfolgreich und lautstark auf „ihr“ Recht berufen, das Recht jenes Rechtsstaates, den sie die ganzen Jahre vorher verleugnet und bekämpft hatten. Die tonlosen Schreie der traumatisierten Opfer des DDR Terrors blieben weitestgehend ungehört. Die mussten jetzt erst einmal in mühsamen Prozessen ihren Opferstatus nachweisen und die Straf- und Zwangsmaßnahmen kassieren lassen.
Es war aber nicht nur eine Margot Honecker, die sich nun über eine gesicherter Altersversorgung freuen durfte. Nur sehr wenige derjenigen, die sich gerade auf der mittleren oder unteren Ebene der Justiz und Verwaltung der DDR schuldig gemacht hatten, wurden aus den Amtsstuben entfernt. Sie gingen oder gehen gerade jetzt ganz geruhsam ihren gesicherten Pensionen entgegen.
Die späteren nur sehr zögerlich auf den Weg gebrachten, sogenannten SED-Unrechtsbereinigungsgesetze waren, so zeigt es die Praxis, nicht das Papier wert auf dem sie geschrieben wurden.
Jedenfalls habe ich dies bei der Beruflichen Rehabilitierung so erlebt. Berufliche Förderungen durch um Jahre und Jahrzehnte verspäteter Weiterbildung,  zielen am Arbeitsmarkt vorbei. Davon ganz abgesehen, dass sich einige Arbeitsagenturen in diesem Punkt taub, dumm, ignorant oder unwissend stellen.
Ausgleich bei Rentenansprüchen und Hilfe bei sozialer Bedürftigkeit wurden durch die Hartz Gesetze bzw. durch die Agenda 2010 ad absurdum geführt.
So sah und sieht sie dann aus, die Vergangenheitsbewältigung, die Benennung von Schuld und die Wiedergutmachung an den Opfern des DDR Staatsterrors. Sie fand und findet praktisch gar nicht statt. Jetzt braucht man auch nicht mehr damit anfangen. Für uns Opfer sind 25 Jahre nicht nachholbare Lebenszeit ins Land gegangen. Da kann eine solche Diskussion wirklich nur noch akademisch sein.
Wenn man dem Bundespräsidenten Joachim Gauck zu diesem Thema schreibt, ich tat dies letztmalig im Herbst 2012 als die Sonntagsreden zum Thema immer unerträglicher wurden, bekommt man einen, von einer  höheren Präsidialangestellten, höflich formulierten Brief, der kaum auf das Thema eingeht und mit dem man nur sehr wenig anfangen kann.  Immerhin wies sie mich auf eine sogenannte Enquete-Kommission zum Thema hin.
Auch wenn sich dort im Stiftungsvorstand und im Stiftungsrat einige alte Namen aus der Wendezeit finden lassen, so erschließt sich mir nicht der Nutzen dieser gut dotierten Stiftung.
Wenn man denen schreibt bekommt man keine Antwort oder man gerät an eine unbezahlte Praktikantin, die man dazu verdonnert hat, die E-Mails zu sortieren, die aber sonst keinerlei Aussage treffen kann oder darf. Am besten war die Antwort eines auf Abwesenheit programmierten E-Mails Accounts, der mir versprach innerhalb kürzester Zeit sich meines Anliegens zu widmen und sich dann wieder zu melden. Das ist jetzt schon bald zwei Jahre her.
Heute jährt sich zum 32. Mal der Tag an dem ich in Sippenhaft genommen wurde! Die ganze Geschichte findet man hier: http://vm10-und-freunde.blogspot.de/2008/01/fr-immer-abgemustert.html
„Sippenhaft“ – Was kann man, was soll man sich darunter vorstellen? Ich möchte dies mal an zwei Beispielen erklären, die gerade andersherum liefen. Bei denen es eben nicht zur Sippenhaft kam, obwohl sie angedroht oder durchaus vorstellbar gewesen wäre.  Was wäre wohl aus dem Sohn von Erwin Rommel geworden, wenn Rommel sich nicht selbst getötet hätte. Nur so entging seine Familie der bereits angedrohten Sippenhaft.
Der Sohn eines hohen Wehrmachtsoffiziers in unmittelbarer Nähe von Adolf Hitler, der Neffe eines Stasi Agenten und Cousin des IM Czerny ist heute Bundesinnenminister. Ich will das an dieser Stelle gar nicht werten. Ich will nur allen vor Augen führen, was Sippenhaftung in diesen beiden Fällen hätte anrichten können. Diese beiden Herren können unendlich dafür dankbar sein, dass sie Sippenhaftung nicht erleben mussten.
Mich jedoch hat die ganze Härte und Breitseite jener unmenschlichen ungerechten Sippenhaftung getroffen. Die Folgen wirken noch heute unvermindert fort. Eine Benennung der Schuld, eine Entschuldigung oder gar eine angemessene Wiedergutmachung wird es für mich nicht mehr geben. Ich stehe hier und heute vor meinem beruflichen Scherbenhaufen. Niemand wird mir helfen.
Jetzt mit 55 Jahren, wo mir auf Grund der langjährigen körperlich harten Arbeit und des nicht aufgearbeiteten Traumas ganz allmählich die Gesundheit abhandenkommt, verweigert mir die Knappschaft – Bahn – See willkürlich die notwendigen Behandlungen und gesundheitlichen Rehabilitationsmaßnahmen.
Nein! Ich bin nicht neidisch auf die, die es besser getroffen haben.
Nein! Ich bin nicht frustriert!
Nein! Ich bin nicht Verbittert!
Nein! Ich bin nur WÜTENT und ich KLAGE AN!

Hardy Riedel



Donnerstag, 3. April 2014

Gedanken zum Pilotenstreik

Da habe ich doch mal wieder das Wort „Neiddiskussion“ im Zusammenhang mit dem derzeitigen Pilotenstreik gehört. Ausgerechnet Politiker schreien hier nach Verhältnismäßigkeit der Mittel. Das ist doch irgendwie lustig oder eigentlich ziemlich verlogen. Wir haben gerade in der letzten Zeit mal wieder gesehen, dass Politiker nicht streiken müssen, wenn sie sich ihre Diäten um 10% erhöhen wollen. Sie tun es einfach und nehmen dabei ein ganzes Volk in „Geiselhaft“.
Wenn ein einfacher Arbeitnehmer dies auch könnte dann würde er auch nicht streiken.
Auch brauchen sich Berufspolitiker keine Sorgen um Ihren Lebensstandard im Alter zu machen. Da gibt es großzügige Übergangsregelungen und Pensionsansprüche, für die sie nie etwas bezahlen mussten.
Gerade beim derzeitigen Pilotenstreik geht es ja gerade auch um die Erhaltung dieser (zu recht) bestehenden Übergangsregelungen. Davon wird aber kaum berichtet.
Ein Pilot gehört zu den Berufsgruppen, bei denen die Ausübung ihrer Tätigkeit von immer wiederkehrenden strengen Gesundheitschecks abhängig ist. Das ist auch gut und richtig so.
Doch was kann ein Pilot denn beruflich noch tun, wenn er beispielsweise mit 55 Jahren den anstehenden Gesundheitscheck nicht mehr besteht und ihm seine Firma keinen adäquaten Job in Management, Verwaltung oder technischen Service bieten kann oder bieten will?
Ein Lokführer, der einen Selbstmörder überrollt und der dadurch traumatisiert ist und nicht darüber hinwegkommt, verliert auch seine Lokführer- Lizenz. Es ist noch gar nicht so lange her, dass dies ein Thema im Arbeitskampf bei Lokführern war. Auch da kam es zu einer derart schrägen „Neiddiskussion“.
Es gibt da noch einige andere Berufsgruppen die auf Grund eines nicht bestandenen Gesundheitschecks ein „Berufsverbot“ auferlegt bekommen können. Bei denen gab es einst auch Übergangsregelungen wie Teilrenten. Doch jetzt gibt es sie nicht mehr.
Ich, ein 55 jähriger ehemaliger Seemann kann davon ein Lied singen. Weil man schon vor Jahren die Deutschen Seeleute um ihre Seemannsrente betrogen hat, schau ich ziemlich dumm in die „Röhre“ http://vm10-und-freunde.blogspot.de/2011/03/ddr-ahoi.html
Man hat schon vor vielen Jahren ganz erfolgreich damit angefangen Schiffe auszuflaggen um aus reiner Profitgier in Deutschland anstehende Löhne und Sozialleistungen nicht bezahlen zu müssen.
Der Seemannsberuf ist nach wie vor ein sehr harter und schwerer Beruf, wenn man nicht gerade ein „Salonkapitän“ a´la Skettino ist. Dennoch gibt es für Seeleute keine Regelungen für den Fall, wenn sie den, noch immer geforderten, strengen Gesundheitscheck (Seediensttauglichkeit) nicht bestehen. Sie verlieren ihren Job und können sehen wo sie bleiben nachdem sie ihre Haut für die Reedereien zu Markte getragen haben. Was glauben sie weshalb sich die Besatzung von MS “Deutschland“ (besser bekannt als ZDF Traumschiff) 2012 so vehement gegen das geplante Ausflaggen des Schiffes gewehrt hat. Hier ging es nicht zuletzt um den Erhalt ihrer wohlverdienten „Seemannsrente“. Dies sind Fakten und sie taugen eben nicht für eine „Neiddiskussion“
Im Übrigen wären solche Themen meiner Meinung nach gar nicht an der Tagesordnung, wenn unsere Regierungen in den letzten Jahrzehnten nicht so dilettantisch am Renten und Gesundheitssystem herumgeschraubt hätten. Mit der wachsenden Angst vor Altersarmut hat in diesem Land inzwischen fast jeder Arbeitnehmer zu kämpfen. Eigentlich sollte man sich dann solidarisch zeigen, wenn es noch immer Arbeitnehmer gibt, die den Schneid haben um ihre ihnen zustehende Vergütung zu kämpfen und zu streiken.