Dienstag, 16. Dezember 2008

Die Mobbingtäter werden immer dreister.


Mobbing ist schon längst in Deutschland zu einer Volksseuche geworden, deren Opfer die von AIDS schon längst übertreffen haben dürfte. Wobei man sich gegen AIDS mit Hilfe von Kondomen schützen kann. Doch was macht man als Opfer gegen Mobbing?
In seiner Arbeit zu Strategien und Organisationsformen im Betrieb bringt der Heidelberger Psychologe Matthias Blümke einen neue Gruppe(1) ins Spiel, die die Mobbing-Täter heute wohl sehr gerne nutzen oder in deren Umfeld sie ihren Psychokrieg führen : Es ist das Team. Das Team, das mit der Reengineeringwelle(2) Mitte der 90ziger Jahre auch bei uns durch die Unternehmensberater flächenbrandartig in den Unternehmen implementiert wurde.
„Teamarbeit kann zu Stress und Ärger unter Kollegen führen“(1) und macht es dies wohl auch immer mehr. So führt zum Beispiel Dr. Dr. Hancil in seiner Antwort auf den im Focus erscheinen Artikel zum Thema Mobbing im Beruf aus, „(e)ndlich wird erkannt, wie unsinning und kontraproduktiv das sakrosankte Team-Gequatsche ist.“ (1) Und er zieht für sich den Schluss, was vielerorts auch bestätigt wird, denn immer mehr Jungakademiker, insbesondere Ärzte wollen Deutschland verlassen und Dr. Hancil macht das. „Ein Großteil der Medizinstudenten sehen ihre Zukunft im Ausland.“ (3)
Offenbar versteht man in Deutschland immer besonders gut, aus einem Brotmesser eine Waffe zu machen. Im Berufsalltag ist das dann wohl Mobbing. Doch nicht nur im Berufsalltag wird Mobbing immer brutaler und die Lage für das Opfer immer aussichtsloser, gerade wenn es eine ganze Gruppe oder das „sakrosankte Team“ ist.
Und der Schulbereich scheint da ein besonders idealer Nährboden zu sein. Noch immer wird bei Mobbing leider so getan, als handle es sich um Randprobleme. Besonders schockierend war der Fall des toten 21 jährigen Berufsschülers in einem Berliner Hotel. „Gefunden wurde der junge Mann vor zwei Wochen in einem Berliner Hotelzimmer. Der 21jährige Berufsschüler hatte sich mit Medikamenten getötet. Seine Eltern erfuhren erst aus zurückgelassenen Aufzeichnungen, dass Mobbing in seiner Schule den Selbstmord ausgelöst hat. Seine Mutter, selbst Lehrerin, hat den Vorfall mit einem Aushang an ihrer Schule bekannt gemacht – damit Pädagogen vor diesem Problem nicht die Augen verschließen.“ (4)
Und was da heute so abgeht in den Schulen hat das Info-Radio Berlin - Brandenburg(5) in einer Sendung am 12.12.2008 seinen Hörern verdeutlicht, da werden Schüler beim öffnen der „Mülltonne“ gefragt, „suchst du deine Eltern“. Oder die Opfer an den Bushaltestellen werden begrüßt mit „Du Jude“ oder „Du Opfer“. Das zeigt schon mal die moralische Dimension auf, in dem wir heute in Deutschland leben, arbeiten und miteinander umgehen. Übrigens unsere Familienministerin heißt Ursula von der Leyen (CDU), seit 2005 ist sie auch Vorsitzende der Familien-Kommission "Eltern, Kind, Beruf" der CDU Deutschlands und hat 2007 die Patenschaft für Opfer von Schülermobbing übernommen. (6) In ihrer Biografie lässt sie das mal lieber weg, zu wenig Publicity.(6)
Und man versteht dann auch, warum in Deutschland immer solche Urteile zustande kommen, gerade vor den Arbeitsgerichten, wie das mit dem Aktenzeichen 2 K 1964/07. (7) Geklagt hat ein Postbeamter gegen seinen „Dienstherrn“, die meinen wohl seinen Arbeitgeber, die Deutsche Post AG, auf einen Schadensersatz von 7500 Euro. Der Richter und seine beiden „Schöffen“ kamen in Saarlouis zu der Ansicht „(d)ie unberechtigte Kritik eines Vorgesetzten erfüllt nicht ohne weiteres den Tatbestand des Mobbings.“ Was erfüllt dann bitte den Tatbestand des Mobbings, denn der Tod ist auch noch lange kein Beweis, wie der Film von Dagmar Hirtz uns vor Augen führt.(8) Ich denke, dass bei uns Mobbing generell das Problem einer unfähigen Justiz ist und von Politikern die auch beim Suizid und dessen Ursachen durch einen 21 jährigen Berufsschülers wegschauen, wenn dieser quasi auch vor ihrer Haustür geschieht, nämlich in der Hauptstadt im Mobberparadies Deutschland.
Traurig aber wahr, dann sind jedoch Initiativen wie die von Peter Schwarz aus dem Saarland nur zu begrüßen. Nachdem dort das SOL.de Zahlen veröffentlicht hat, die jeden schockieren müssen, denn „12 000 Saarländer sind Mobbing-Opfer“. (9) Und einer davon war und ist, Peter Schwarz, der nun gerne Kontakt zu anderen Opfern hätte. Man kann sich mit ihm in Verbindung setzen, hier seine Daten, deren Veröffentlichung er zugestimmt hat. Sie sind auch auf der AMR, der aktuellen Antomobbingrundschau Nummer 35 und Punkt 4.(10) Die Daten: Peter Schwarz PS. Ich suche Mobbingopfer Tel.06835/8721 oder anonym per E- Mail nomobingsaar@arcor.de.

1) http://www.focus.de/karriere/berufsleben/mobbing/mobbing/forschung_aid_132292.html
2) Die Reengineering Revolution, Handbuch für die Praxis von Michael Hammer und Steven A. Stanton.
3) http://www.rp-online.de/public/article/beruf/bildung/639224/Deutschland-droht-Mediziner-Exodus.html
4) http://www.tagesspiegel.de/berlin/;art270,2001773
5)http://www.inforadio.de/cgi-bin/search.cgi?su=meta.broadcastdatets&s=s&wm=sub&dt=back&q=Sch%FCler+Mobbing
6) http://www.bundesregierung.de/Webs/Breg/DE/Bundesregierung/Bundeskabinett/UrsulavonderLeyen/ursula-von-der-leyen.html
http://127.0.0.1:4664/cache?event_id=128600&schema_id=6&q=Leyen+patenschaft+Sch%C3%BClermobbing&s=3zXvqKaFfUztr95Oxek56m3oDnA
7) http://rhein-zeitung.de/on/08/12/14/service/berufbildung/recht/t/rzo508870.html
8) http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/ard/38818/
9) http://www.sol.de/news/Mobbing-Opfer-Saarlaender-Mobbing-Schikanen%3bart26205,2801304
10) http://wir-antimobbingrundschau.blogspot.com/

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